"Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören." (Psalm 91,15)
Nach Lesen der heutigen Losung führen mich meine Gedanken geradewegs in die Wirren des Jetzt und die damit verbundene Notwendigkeit gelingender Kommunikation. Schwer kann ich mich nun davon lösen. Sie flüstern mir ein, genauer hinzuschauen und nachzufragen:
„Er ruft mich an“
Bin ich in der Lage den Ruf zu hören, wahrzunehmen? Ist meine Leitung vielleicht besetzt? Kann ich den Ruf als an mich adressiert wahrnehmen? Habe ich die Fähigkeit, etwas außerhalb meiner Selbst aufzugreifen?
Fern scheint mir die Umwelt teils zu sein. Und ich doch mittendrin. Mittendrin in dieser eigenen, stets für sich individuell bleibenden Umwelt? Lenkt sie mich vielleicht davon ab, aufmerksam und stetig zu hören, zu lauschen?
Ist da Jemand?
„, darum will ich ihn erhören“
Will ich ihn erhören? Und wenn ich will, fühle ich mich in der Lage, den Ruf zu erhören? Kann ich überhaupt erhören? Verstehen? Und wenn ja, bin ich dann auch wirklich willig, mich mit dem Erhörten auseinanderzusetzen? Willig, meine Einstellung, mein Verhalten zu ändern? Oder halten mich Dinge davon ab? Dinge wie Emotionen, Überzeugungen, Ideologien, Vorurteile.
Die Irritation. Bin ich bereit für sie? Die Fähigkeit, sich auf etwas außerhalb der persönlichen Meinung einzulassen. Sich der Irritation zu öffnen. Oder wähle ich die Konfrontation? Übe ich mich in Überzeugung?
Habe ich etwa verlernt, den Kompromiss zu suchen?
Oder doch lieber der Weg der Ignoranz?
Solange die Fragen bleiben, ganz sicher nicht.
Martin Weimann
Diözesanbeauftragter Bahnhofsmissionen Niedersachsen/Bremen