Schaffe mir Recht Gott ! Psalm 43,1
Schauen Sie sich mal das Video von Udo Lindenberg „Ganz anders feat. Jan Delay“ an: Dort versucht ein Mann, unter Aufgebot aller möglichen Verkleidungen, verzweifelt Zutritt zu einem Club zu erlangen. Jedes Mal wird er vom Türsteher abgewiesen. Am Schluss… aber sehen Sie selbst.
Auch ich bin es gewohnt, in meinem Leben „Masken“ zu tragen, verschiedene Rollen zu spielen. Vor manchen erscheine ich als Clown, vor anderen als ernst und unnahbar. Und wieder anderen zeige ich mich als stark und souverän, als hätte ich alles im Griff. Manchmal passe ich mich an, weil es bequemer ist, manchmal, weil ich gefallen möchte. Aber eigentlich bin ich ganz anders…
König David sagt in Psalm 139: „Herr, du hast mich erforscht und kennst mich genau. Ob ich sitze oder stehe: Du weißt es. Meine Absicht erkennst du von fern. Ob ich gehe oder ruhe: Du bemerkst es. Alle meine Wege sind dir bekannt. Noch liegt mir kein Wort auf der Zunge, schon weißt du, Herr, was ich sagen will. Ich hatte noch keine Gestalt gewonnen, da sahen deine Augen schon mein Wesen“ (Ps. 139, 1-4,16).
Gott kennt mich – nicht nur das Bild, das ich nach außen vermittle, sondern mein Innerstes. Er kennt meine Gedanken, meine Unsicherheiten, meine Sehnsüchte – sogar die, die ich selbst kaum fassen kann.
Meine Masken mögen vor Menschen funktionieren, Gott kann und brauche ich nichts vorzuspielen. Denn er liebt mich nicht wegen meiner Masken, sondern trotz und jenseits von ihnen. Gott sieht nicht nur meine Wunden, mein Scheitern und meine Zweifel. In mir erkennt er sein Ebenbild (Genesis 1,27). Ich bin von ihm geschaffen, geliebt und gewollt – nicht erst, wenn ich perfekt bin, sondern genau jetzt.
Die Einladung des Psalms bedeutet: Ich darf ohne Maske vor Gott treten. Ich muss mich nicht mehr verstellen. Gott gibt mir die Freiheit, echt zu sein. In seiner Gegenwart finde ich die Sicherheit und Freiheit, mein wahres Gesicht zu zeigen – auch vor Menschen. Und wenn ich mich öffne, hilft er mir, immer mehr das zu werden, was ich von Anfang an in seinen Augen bin: Von ihm geliebt!
Herr, du kennst mich durch und durch.
Du siehst, was ich oft selbst nicht sehe.
Du liebst mich nicht wegen meiner Masken, sondern trotz und ohne sie.
Hilf mir, immer mehr zu entdecken, wie du mich gemeint hast –
dein geliebtes Kind, dein Ebenbild.
Schenke mir den Mut, meine Masken abzulegen
und in deiner Nähe echt und frei zu sein.
Lass mich spüren, dass ich angenommen bin –
von dir und von denen, die du mir zur Seite stellst.
Amen.
Birgit Persch-Klein
Diözesan-Referentin
Ehrenamtliches Engagement &
Gemeindecaritas