Die Erde ist voll der Güte des Herrn - Psalm 33-5
Was für eine wunderbar tröstliche Aussage, die das Herz mit Freude erfüllt, die Seele tröstet und den Kopf befreit von düsteren Gedanken. Von jenen Gedanken, die sich hineingedrängt haben, ohne zu fragen, ohne gewollt zu sein und dort die Macht an sich reißen, als würde es nichts mehr geben, was neben ihnen noch Bestand hätte. Gedanken, die das Herz und die Seele belasten und die Sicht für das Schöne nur allzu erfolgreich verschleiern. Der Blick auf die Welt nährt sie. Der Blick auf eine Welt, die klimatisch dem Untergang geweiht zu sein scheint, in der sich Macht, Gier, Korruption und Narzissmus als treibende Kräfte erweisen und in der Ehrlichkeit und Fairness scheinbar nur noch eine Nebenrolle spielen.
In dieser Gemengelage wirkt der Satz zunächst wie eine Aussage, dessen Richtigkeit Zweifel aufkommen lässt. Ein Satz, hineingeworfen in eine Situation, in der Güte nurschwer erkennbar ist, wie ein klitzekleines Etwas, das unter all den großen Lasten zu ersticken droht. Und doch ist dieser Satz entfesselnd und macht Mut. Denn sie ist da, diese Güte, überall und dazu noch reichlich! Sie ist überall dort, wo Menschen einander vertrauen, sich gegenseitig helfen und beiseite stehen, wertschätzend miteinander umgehen, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung leben und die Würde des anderen achten. Genau da passiert Güte, genau da wird sie spürbar, die Güte des Herrn, die freundlich, wunderbar, großzügig und nachsichtig gegenüber anderen ist und durch uns wirkt, weil er uns etwas gegeben hat, das größer ist als jeder Zorn, der die Welt zu beherrschen scheint. Dieser Zorn ist furchtbar, erschreckend und grausam und ein ermutigender Umgang damit, der Hoffnung schenkt, ist kaum greifbar. Wenn jedoch die Güte Raum hat, um sich zu entfalten und wirksam werden kann, mit Vertrauen in Gott und in jeden einzelnen, kann dieser Zorn seine Dominanz verlieren. Jede noch so kleine Geste ist wunderbar und wertvoll.
Verzweifeln wir nicht und hören wir nicht auf, an das Gute zu glauben. Die Güte ist wie eine zarte Pflanze, die durch Pflege und Zuwendung zu einem mächtigen Gewächs werden kann, das allen Widerständen zu trotzen vermag.
Karen Hammerich
Karen Hammerich
Leitung Bahnhofsmission Hannover